Wie ist es mir ergangen?
Einerseits wurden jüdische Österreicher und Österreicherinnen durch die Repressalien nach dem „Anschluss“ im März 1938 in die Emigration getrieben, andererseits hemmten der Raub ihres Vermögens und die hohen Abgaben die Auswanderungsmöglichkeiten. Kein Emigrationsland war an verarmten Auswanderern/Auswanderinnen interessiert. Der Entschluss zu emigrieren war häufig mit einem Auseinanderbrechen der Familie verbunden, viele Kinder und Jugendliche mussten mit nur einem Elternteil oder allein fliehen.
Das britische Mandatsgebiet Palästina war nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, als die meisten Länder keine jüdischen Flüchtlinge mehr aufnahmen, eines der letzten verbliebenen Fluchtziele. Einwanderungswillige Juden und Jüdinnen wurden nur in geringer Zahl nach einem komplizierten Quotensystem zugelassen. Die Jugend-Alijah rettete ca. 10.000 Kinder und Jugendliche, die teilweise nach abenteuerlichen Irrfahrten Palästina erreichten. Batya Netzer, Gideon Eckhaus und Jehudith Hübner konnten mit ihrer Hilfe fliehen.
Die illegale Einwanderung war risikoreich und nur für einige tausend Menschen insgesamt erfolgreich. Amnon Klein gelang es nicht, nach seiner Ankunft in Israel im Land zu bleiben, er wurde von den britischen Behörden in Mauritius interniert, wo seine Mutter umkam. Felix Burian und Shemuel Katz erreichen Palästina mit einem illegalen Transport, Burian noch vor Beginn des Zweiten Weltkrieges, Katz erst 1946, nachdem er in Ungarn ein Arbeitslager überlebt hatte und den Deportationen in das KZ Auschwitz entkommen war. Unterwegs musste er noch einige Monate in einem britischen Internierungslager auf Zypern auf die Einreise in Palästina warten. Esther Schuldmann war Teilnehmerin am berüchtigten Kladovo-Transport, einer Flüchtlings-Odyssee, die 1939 vorerst im Donauhafen Kladovo endete. Von den ca. 1.200 Flüchtlingen überlebten 150, die Mehrheit wurde 1942 ermordet. Edna Harel flüchtete mit ihrer Mutter nach Holland, die dort entdeckt und im KZ ermordet wurde. Der Familie von David Weiss gelang es, die bürokratischen Hürden der Einwanderung in die USA zu überwinden, und so erreichte er das wichtigste Exilland überhaupt, in dem über 130.000 deutsche und österreichische Juden und Jüdinnen Zuflucht fanden. Das Jahr 1939 wurde zum Hauptauswanderungsjahr, ab 23. Oktober 1941 wurde die Emigration verboten. Wem bis dahin die Flucht nicht gelungen war, drohten KZ und Ermordung. Harry Linser schildert seinen Transport in die Konzentrationslager Theresienstadt und Auschwitz.